Freitag, 7. Februar 2014

Chon Buri - Am Meer/At the seaside

Die Rikscha und unser Urlaub neigen sich dem Ende zu. Wir haben also beschlossen, nicht bis nach Trat zu fahren (das wären noch 250 km zusätzlich) sondern die Odyssee am Meer zu beenden. Der Weg dorthin führt uns an Bangkok und dem Flughafen Suvarnabhumi vorbei nach Chon Buri.

The Rickshaw and our holidays are coming to an end. We have decided not to go all the way to Trat (another 250 km) but to finish our trip at the sea. On the way to Chon Buri we pass Bangkok and its airport of Suvarnabhumi.



Das Klima ist mittlerweile so schwül, dass mich das auf den Sattel schwingen schon schwitzen lässt. Am letzten Tag haben wir zwei Platten. Der erste Boxenstopp dauert etwas länger, der zweite benötigt nur ca. 20 Minuten :-).

By now it is so humid that we start to sweat just by sitting on the saddle. The last day holds two pinched tires for us. The first pit stop takes a while, the second one is done in 20 minutes only!


Der letzte Tag mit unserer Rikscha scheint uns auch die gesamte Palette Thailands noch einmal schenken zu wollen. Morgens, auf einem diesigen Feld ein Hirte mit Stock und seinen sechs Kühen. Danach einen kleinen Fluss entlang mit einem Meer von Lotusblüten, das uns beide in seinen Bann zieht. Entlang des Flusses noch einmal Thais wie wir sie kennen und lieben gelernt haben: offen, lustig, gastfreundlich und sympatisch. Auch arm, aber das scheint keine Rolle zu spielen.

The last day with our Rickshaw seems to hold everything in store for us that we love about Thailand. In the morning along a hazy field a shepard with his stick and six cows. Thereafter a small river drenched with Lotuses draws us in. Later on Thai people as we have come to love and respect them: open hearted, funny, welcoming and sympathetic. Also poor, but that seems to be of less importance.



Später folgen Reminiszenzen an Bangkok und die Großstadt. Ein Highway auf 10m hohen Stelzen mit 4 Spuren. Nochmals 4 Spuren darunter und nochmals 4 Spuren daneben rollen in Richtung Bankgkok, Flughafen und Industriezone. Auch hier sind die Lkw immer noch überwiegend respektvoll und halten Abstand. Und auch hier halten immer mal wieder Pickup-Trucks, damit ihre Insassen uns von der Straße aus zujubeln und ein paar Fotos machen können.

Then a few reminiscences of Bangkok and the big cities. An elevated highway with 4 lanes. Another 4 lanes below it and again 4 lanes on each side, all of them rolling towards Bangkok, the airport and the industrial parks. The truck drivers are still kind to us and keep their distance. And even on this busy road every now and again a pick-up truck stops by the side of the road so that it riders can cheer us on and take pictures of us.


Es geht über eine Brücke, rechts ahnen wir das Meer. Noch zeigt es sich aber nicht. Chon Buri und die letzten Städte waren geprägt von Moscheen und Muslimen. Das überrascht uns etwas, aber irgendwie hat sich auch nix geändert außer der Form der Gottesanbetungsörtlichkeiten. In Chon Buri rollen wir kurz ans Meer, das etwas enttäuscht. Vielleicht ist nur Ebbe, aber kein Palmenstrand in Sicht, nur Bracke.

Across a bridge, on our right we sense the sea. We don´t see it yet, though. Chon Buri and the last few cities have been charcterized by mosques and muslims. We were slightly surprised but somehow nothing has changed except for the shape of the places to worship god. In Chon Buri we are disappointed by the sea. Instead of palm lined beaches all we see is some nondescript place of water, mud and sand mixed together.


Also noch 10 km weiter nach Bang Saen. Bei Sonnenuntergang die letzten Meter auf einem halbplatten Reifen auf den Strand rollen. Und endlich ins Wasser...Abends erfahren wir, dass unser Hotel schon zu hat. Wie immer - wirklich immer - ist das nicht schlimm. Die Besitzerin vom Laden nebenan ruft die Hotelinhaberin an. Schließlich taucht der Parkwächter auf, öffnet das Büro und gibt uns unseren Schlüssel :-)

Thus, another 10 km to Bang Saen. At sunset we cover the last meters on a half empty tire and roll onto the beach. And finally: the sea, water to swim in… In the evening we find our hotel closed already. As always this doesn´t matter much. The owner of the shop next door calls the operator of the hotel who in turn sends the park attendant over. He then unlocks the office, takes out a key and opens our room :-)


Am nächsten Morgen erfahren wir, dass Lars unser Zimmer für den 4. März gebucht und sich leider um einen Monat vertan hat. Macht nix :-) Nun möchten wir noch die Rikscha verkaufen und in gute Hände übergeben. Wir fahren also zu einem Laden, den wir gestern gesehen haben und der uns beiden aufgefallen war. Parken die Rikscha am Bordstein und heraus kommt der Inhaber. Wir zeigen ihm unser Gefährt, preisen es etwas an - alles noch im Spaß - und fragen: Möchte er sie denn kaufen? Seine Antwort überrascht uns nach allen Erfahrungen nur milde: Ja, er will sie. Er bietet zudem genau den Preis, der vorher von uns mental festgelegt wurde :-) Als Draufgabe und finalen Abschied gibt es ein vietnamesisches Essen in seinem Laden, der sich als äußerst cool eingerichtetes Restaurant entpuppt.

The next morning we are told that our booking was for March 4th. Lars has somehow confused the dates! Now we want to sell the Rickshaw and see it in the hands of the right person. We drive to a store which we had both noticed the day before. Park our vehicle at the curb. Out comes the owner. We present the Rickshaw to him, praise its benefits - joking - and ask him, if he wants to buy it. His answer? Yes! After all of our experiences we are only slightly surprised by this and he pays exactly the price we had established mentally on the previous evening. As a bonus and a final good-bye we are treated to delicious vietnamese food in his shop which turns out to be a well designed restaurant.


Vielen Dank euch allen, die ihr uns begleitet habt, am Wegesrand jubelnder Weise, von zuhause, on the line. Wir waren nicht allein unterwegs, auch nicht zu zweit. Und das war wunderschön...

Many thanks to you all. To the ones we have met along the road, the ones who cooked for us, cheered for us, followed us from home, laughed for and with us, gave us water, smiled at us, moved out of the way for us in intersections where we couldn´t stop having no brake on the rickshaw and everybody else. We were not alone on this trip. We weren´t even a twosome, we were many . And that was very beautiful…




Sonntag, 2. Februar 2014

Impressionen einer Reise auf 2qm, Luxus, Kakerlaken, Spiderman


Please scroll down for English version!

Die Sonne geht auf und wärmt mein Gesicht. Ein Mann mit Krücken bahnt sich seinen Weg entlang des Flussufers. Es ist friedlich. Wie an jedem Morgen, an dem die Sonne grade erst aufgeht.
Der Tatendrang der Menschen mischt sich mit ihrem langsamen Erwachen. Gleichförmig ziehen sie ihre Bahnen durch die wabernde Morgenluft - zum Markt, zur Schule, zur Arbeit; zu Fuß, auf dem Roller, mit dem Fahrrad. Begleitet von langen Schatten verschluckt sie das Gegenlicht der Morgensonne auf ihrem Weg in den Alltag.


Bergsilhouetten,  die wie Scherenschnitte den Horizont säumen, ziehen an uns vorüber.Mit Zuckerrohr bepackte LKWs raunen in rauen Mengen an uns vorbei. Erntezeit.Staub wirbelt durch die Luft und legt sich wie ein Film auf die verschwitzte Haut der uns winkenden Arbeiter. Mit jedem Tag, den wir fahren wird die Luft ein bisschen schwüler, die Sonne ein bisschen heißer und wir ein bisschen brauner.



Auf dem Weg nach Nakhonsawan beschließen wir, uns in ein Hotel einzumieten. Die letzten beiden Nächte haben wir in umgebauten Gefängnissen verbracht. Wir müssen Wäsche waschen, duschen und brauchen einen Pausetag. Ein bisschen Luxus (eine warme Dusche - die Ansprüche sinken) kann nicht schaden. Als wir mit unserer Rikscha vor dem „Paradiso - Design Hotel“ vorfahren, staunen die (ziemlich jungen) Hotelangestellten nicht schlecht und begrüßen uns mit kindlichem Gekicher. 
Das Hotel hält, was es auf der Webseite verspricht und steht in krassem Kontrast zu unserem letzten Nachtlager.



Wir nehmen den Raum auf unsere Art und Weise in Beschlag:


Als wir am nächsten Morgen nach der Rikscha sehen, müssen wir feststellen, dass sie auf dem Vorderreifen Luft verloren hat. „Ich repariere mal eben unsere Rikscha.“, sage ich und lasse Lars im Foyer zurück, in dem er arbeitet. Kaum mache ich mich daran, die Rikscha auf einen Plastikstuhl aufzubocken, kommen mir die beiden Parkplatzangestellten zur Hilfe. Man(n) nimmt mir Schraubenschlüssel und Schraubenzieher aus der Hand und macht sich daran, das Vorderrad auszubauen. Ich muss geradezu darum betteln Hand anlegen zu dürfen. Gemeinsam wechseln wir den Schlauch aus und sehen, dass die Ursache eine Speiche ist, die sich durch den Deckmantel der Felge geschraubt hat. Innerhalb weniger Minuten ist die Speiche zurück geschraubt, ein neuer Schlauch im Mantel, der alte Schlauch geflickt und das Vorderrad wieder eingebaut. Es kann weitergehen.  


Auf der von uns eingeschlagenen Route machen wir zum ersten Mal schlechte Erfahrungen im Straßenverkehr. Junge Proll-Thais preschen mit ihren getuneten Rollern haarscharf an uns vorbei, LKWs nehmen keine Rücksicht,  Autos fahren zu dritt in einer einspurigen Straße um sich gegenseitig zu überholen. Abgebrannte Felder säumen unseren Weg, heißer Asphalt flimmert am Horizont, die Menschen grüßen uns nicht mehr, auf der Straße liegen überfahrene Hundewelpen.Irgendetwas stimmt nicht.

Nicht nur wir, sondern auch unsere Rikscha wird schwermütig. 6 Mal springt die Kette ab.
Abends kommen wir (zum Glück) in einen kleinen Ort mit netten Menschen und mieten uns einen entzückenden Bambusbungalow. Als Lars im Internet recherchiert stößt er auf eine Karte Thailands, die die magnetische Anomalie des Landes darstellt. Auf unserem Weg sind wir offensichtlich durch ein verändertes Magnetfeld gefahren. „Alles Humbug und Hippikacke“, könnte man denken - wir beschließen jedoch unsere Route zu ändern. 

Weiß: unsere Route
Kaum fahren wir am nächsten Tag los, werden wir von zwei Frauen auf einem Roller beschenkt. 12 x 0,6 l Wasserflaschen und eine Ananas! Etwas weiter winkt uns ein Wassermelonenverkäufer heran. Er reicht uns frische Spalten geschnittener Melone und schenkt uns eine seiner Früchte.
An einem Kaffeladen  läuft Lars ein offensichtlich homosexueller Thai hinterher und drückt ihm eine Packung Zimtgebäck in die Hand. Vielleicht steigt die Beschenkung mit jedem zurückgelassenem Kilometer? Auf jeden Fall steigt das Maß des Erstaunens in den Augen derjenigen Thais, denen wir von unserer Reise erzählen. Ca 600 km liegen mittlerweile hinter uns.

Abends kommen wir reich beschenkt in Ta Khli an. Zwei junge Mädchen zeigen uns auf ihrem Roller den Weg zu einem Bahnhofshotel. Wir geben ihnen das Zimtgebäck als Dank.
Unser Zimmer ist wieder eine Zelle - aber das Bett hat einen Spider Man Bezug!

Wir nehmen es - und begegnen im Badezimmer unserer ersten Kakerlake.
Spiderman...beschütze uns!
Bitte. Bitte. Bitte.


ENGLISH:
The rising sun gently caresses my face. A guy on crutches trods along the river bank. Peaceful. As every morning as the sun rises. Everybody´s motivation mingles with their own awakening as they slowly return from their slumber and enter this reality. On their ever constant paths they move through the billowing morning air – to the market, to school, to work, on foot, on a scooter, by bike. Accompanied by long shades they are swallowed by the contre-jour on their ways into their daily routine.

Mountain silhouettes line the horizon and pass us by. Trucks packed with sugar cane in enormous amounts pass us by. Harvest. Dust whirls through the air settling in a fine patina on the sweaty skin of the workers who wave to us across the fields. Every day that we ride we move further south and every day the humidity rises a little, the sun stings a bit more and our tan grows deeper.


On our way to Nakhon Sawan we decide to stay in a real hotel for once. Having spent our last two nights in former prisons we now would really like to take a decent shower, do our laundry and rest for a day. A bit of indulgence (e.g. a hot shower - our demands have gone done) shouldn´t do us any harm. As we pull up in front of “Paradiso Design Hotel”, the rather young hotel employees are quite surprised and welcome us with their innocent laughs. The hotel lives up to its (website-) promises, being in stark contrast to our last bivouac.


In our own peculiar way we take command of the space (see pictures above)

On the next morning we find our front tire rather flat.“I´ll take care of that”, I say and leave Lars working in th lobby. Having barely begun to jack up the rickshaw onto a chair the park attendants hurry over to assist me. Taking wrench and screw driver out of my hands they start to dismount the front wheel. A spoke has turned its way slowly up through the rim and into the soft inner tube, puncuating it in a manner not desired. Within a few minutes the spoke is relegated back to its intended position, a new inner tube inserted and the front wheel installed again. Off we go again!

On this stretch of our journey we start to have our first encounters with rude traffic. Within a whisker young Thai kids roar past us on their pimped up rides, trucks don´t pay us no respect, cars don´t mind passing us when somebody else is already overtaking a fourth car in the same spot… The fields lining the street are burned, hot tarmac flickers and the road is actually studded with dead animals of all sorts. Something ´s off here.


Not only we but also our rickshaw turns lugubrious. Six times our chain jumps off (this has happened only once in 500 km before). In the evening we - luckily - find a small resort with nice people and we spend the night in a cute bamboo bungalow. Checking out things on the line we find a map of the magnetic anomaly in Thailand. A closer look reveals: on that day we have just entered the anomaly (white line in the map above). “Hippy shit” one might be inclined to think. Be it what it may, we decide to change our route slightly.

Immediately after we leave the next morning two women hunt us down on their scooter and motion us to stop. They want to gives us 12 (!) bottles of water and a pineapple! Just a little while later the melon man waves us over to his place. He gives us a few pieces to eat right away and sends his son to bring a melon for us from the stack that has been set aside for the family. As we have coffee an apparently homosexual Thai guy runs after Lars… to give us a box of cinnamon sticks and to clap Lars´ tight and by now very firm ass in the process. The further we travel, the more surprised the Thais are to hear about our trip and how far away we´ve come from. Even for us it is hard to believe that more than 600 km separate us already from Chiang Mai.


In the evening we arrive at Ta Khli - laden almost with more presents than we can carry. Two girls show us the way to the hotel in town on their scooter. We give them the cinnamon sticks J Alas, yet again, our room resembles another prison cell. At least the sheets are Spiderman Design! Yay! We take the room and meet our first cockroach in the bathroom. Spiderman!! Help us! Please!!!