Sonntag, 2. Februar 2014

Impressionen einer Reise auf 2qm, Luxus, Kakerlaken, Spiderman


Please scroll down for English version!

Die Sonne geht auf und wärmt mein Gesicht. Ein Mann mit Krücken bahnt sich seinen Weg entlang des Flussufers. Es ist friedlich. Wie an jedem Morgen, an dem die Sonne grade erst aufgeht.
Der Tatendrang der Menschen mischt sich mit ihrem langsamen Erwachen. Gleichförmig ziehen sie ihre Bahnen durch die wabernde Morgenluft - zum Markt, zur Schule, zur Arbeit; zu Fuß, auf dem Roller, mit dem Fahrrad. Begleitet von langen Schatten verschluckt sie das Gegenlicht der Morgensonne auf ihrem Weg in den Alltag.


Bergsilhouetten,  die wie Scherenschnitte den Horizont säumen, ziehen an uns vorüber.Mit Zuckerrohr bepackte LKWs raunen in rauen Mengen an uns vorbei. Erntezeit.Staub wirbelt durch die Luft und legt sich wie ein Film auf die verschwitzte Haut der uns winkenden Arbeiter. Mit jedem Tag, den wir fahren wird die Luft ein bisschen schwüler, die Sonne ein bisschen heißer und wir ein bisschen brauner.



Auf dem Weg nach Nakhonsawan beschließen wir, uns in ein Hotel einzumieten. Die letzten beiden Nächte haben wir in umgebauten Gefängnissen verbracht. Wir müssen Wäsche waschen, duschen und brauchen einen Pausetag. Ein bisschen Luxus (eine warme Dusche - die Ansprüche sinken) kann nicht schaden. Als wir mit unserer Rikscha vor dem „Paradiso - Design Hotel“ vorfahren, staunen die (ziemlich jungen) Hotelangestellten nicht schlecht und begrüßen uns mit kindlichem Gekicher. 
Das Hotel hält, was es auf der Webseite verspricht und steht in krassem Kontrast zu unserem letzten Nachtlager.



Wir nehmen den Raum auf unsere Art und Weise in Beschlag:


Als wir am nächsten Morgen nach der Rikscha sehen, müssen wir feststellen, dass sie auf dem Vorderreifen Luft verloren hat. „Ich repariere mal eben unsere Rikscha.“, sage ich und lasse Lars im Foyer zurück, in dem er arbeitet. Kaum mache ich mich daran, die Rikscha auf einen Plastikstuhl aufzubocken, kommen mir die beiden Parkplatzangestellten zur Hilfe. Man(n) nimmt mir Schraubenschlüssel und Schraubenzieher aus der Hand und macht sich daran, das Vorderrad auszubauen. Ich muss geradezu darum betteln Hand anlegen zu dürfen. Gemeinsam wechseln wir den Schlauch aus und sehen, dass die Ursache eine Speiche ist, die sich durch den Deckmantel der Felge geschraubt hat. Innerhalb weniger Minuten ist die Speiche zurück geschraubt, ein neuer Schlauch im Mantel, der alte Schlauch geflickt und das Vorderrad wieder eingebaut. Es kann weitergehen.  


Auf der von uns eingeschlagenen Route machen wir zum ersten Mal schlechte Erfahrungen im Straßenverkehr. Junge Proll-Thais preschen mit ihren getuneten Rollern haarscharf an uns vorbei, LKWs nehmen keine Rücksicht,  Autos fahren zu dritt in einer einspurigen Straße um sich gegenseitig zu überholen. Abgebrannte Felder säumen unseren Weg, heißer Asphalt flimmert am Horizont, die Menschen grüßen uns nicht mehr, auf der Straße liegen überfahrene Hundewelpen.Irgendetwas stimmt nicht.

Nicht nur wir, sondern auch unsere Rikscha wird schwermütig. 6 Mal springt die Kette ab.
Abends kommen wir (zum Glück) in einen kleinen Ort mit netten Menschen und mieten uns einen entzückenden Bambusbungalow. Als Lars im Internet recherchiert stößt er auf eine Karte Thailands, die die magnetische Anomalie des Landes darstellt. Auf unserem Weg sind wir offensichtlich durch ein verändertes Magnetfeld gefahren. „Alles Humbug und Hippikacke“, könnte man denken - wir beschließen jedoch unsere Route zu ändern. 

Weiß: unsere Route
Kaum fahren wir am nächsten Tag los, werden wir von zwei Frauen auf einem Roller beschenkt. 12 x 0,6 l Wasserflaschen und eine Ananas! Etwas weiter winkt uns ein Wassermelonenverkäufer heran. Er reicht uns frische Spalten geschnittener Melone und schenkt uns eine seiner Früchte.
An einem Kaffeladen  läuft Lars ein offensichtlich homosexueller Thai hinterher und drückt ihm eine Packung Zimtgebäck in die Hand. Vielleicht steigt die Beschenkung mit jedem zurückgelassenem Kilometer? Auf jeden Fall steigt das Maß des Erstaunens in den Augen derjenigen Thais, denen wir von unserer Reise erzählen. Ca 600 km liegen mittlerweile hinter uns.

Abends kommen wir reich beschenkt in Ta Khli an. Zwei junge Mädchen zeigen uns auf ihrem Roller den Weg zu einem Bahnhofshotel. Wir geben ihnen das Zimtgebäck als Dank.
Unser Zimmer ist wieder eine Zelle - aber das Bett hat einen Spider Man Bezug!

Wir nehmen es - und begegnen im Badezimmer unserer ersten Kakerlake.
Spiderman...beschütze uns!
Bitte. Bitte. Bitte.


ENGLISH:
The rising sun gently caresses my face. A guy on crutches trods along the river bank. Peaceful. As every morning as the sun rises. Everybody´s motivation mingles with their own awakening as they slowly return from their slumber and enter this reality. On their ever constant paths they move through the billowing morning air – to the market, to school, to work, on foot, on a scooter, by bike. Accompanied by long shades they are swallowed by the contre-jour on their ways into their daily routine.

Mountain silhouettes line the horizon and pass us by. Trucks packed with sugar cane in enormous amounts pass us by. Harvest. Dust whirls through the air settling in a fine patina on the sweaty skin of the workers who wave to us across the fields. Every day that we ride we move further south and every day the humidity rises a little, the sun stings a bit more and our tan grows deeper.


On our way to Nakhon Sawan we decide to stay in a real hotel for once. Having spent our last two nights in former prisons we now would really like to take a decent shower, do our laundry and rest for a day. A bit of indulgence (e.g. a hot shower - our demands have gone done) shouldn´t do us any harm. As we pull up in front of “Paradiso Design Hotel”, the rather young hotel employees are quite surprised and welcome us with their innocent laughs. The hotel lives up to its (website-) promises, being in stark contrast to our last bivouac.


In our own peculiar way we take command of the space (see pictures above)

On the next morning we find our front tire rather flat.“I´ll take care of that”, I say and leave Lars working in th lobby. Having barely begun to jack up the rickshaw onto a chair the park attendants hurry over to assist me. Taking wrench and screw driver out of my hands they start to dismount the front wheel. A spoke has turned its way slowly up through the rim and into the soft inner tube, puncuating it in a manner not desired. Within a few minutes the spoke is relegated back to its intended position, a new inner tube inserted and the front wheel installed again. Off we go again!

On this stretch of our journey we start to have our first encounters with rude traffic. Within a whisker young Thai kids roar past us on their pimped up rides, trucks don´t pay us no respect, cars don´t mind passing us when somebody else is already overtaking a fourth car in the same spot… The fields lining the street are burned, hot tarmac flickers and the road is actually studded with dead animals of all sorts. Something ´s off here.


Not only we but also our rickshaw turns lugubrious. Six times our chain jumps off (this has happened only once in 500 km before). In the evening we - luckily - find a small resort with nice people and we spend the night in a cute bamboo bungalow. Checking out things on the line we find a map of the magnetic anomaly in Thailand. A closer look reveals: on that day we have just entered the anomaly (white line in the map above). “Hippy shit” one might be inclined to think. Be it what it may, we decide to change our route slightly.

Immediately after we leave the next morning two women hunt us down on their scooter and motion us to stop. They want to gives us 12 (!) bottles of water and a pineapple! Just a little while later the melon man waves us over to his place. He gives us a few pieces to eat right away and sends his son to bring a melon for us from the stack that has been set aside for the family. As we have coffee an apparently homosexual Thai guy runs after Lars… to give us a box of cinnamon sticks and to clap Lars´ tight and by now very firm ass in the process. The further we travel, the more surprised the Thais are to hear about our trip and how far away we´ve come from. Even for us it is hard to believe that more than 600 km separate us already from Chiang Mai.


In the evening we arrive at Ta Khli - laden almost with more presents than we can carry. Two girls show us the way to the hotel in town on their scooter. We give them the cinnamon sticks J Alas, yet again, our room resembles another prison cell. At least the sheets are Spiderman Design! Yay! We take the room and meet our first cockroach in the bathroom. Spiderman!! Help us! Please!!!

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